ausgelutscht
1. AKT
Für wen das Neue ist nur eine Spinnerei,
der bleibt im abgenutzten Alten verhaftet
Wäre er im Vertrauen losgelöst und frei,
hätten es Fräulein Angst und Herr Ego nicht verkraftet
Der läuft in schrittweise durchgescheuerter Buxe,
als Trampel auf ausgelatschtem Pfad,
bis man das Elend sieht, da guckse,
bleibt ihm die Blöße nicht mehr erspart
Von den alten Kamellen in trüber Bonbonniere,
über die Nadel im Sprung des Vinyl,
schweift der Blick stets in des Lebens Leere
Eine Innenschau ist nie sein Ziel
2. AKT
Wen es hineinzieht in den Sog der Energievampire,
in eine aufgeschwatzte Blutsbrüderschaft,
wird zum tragischen Helden in deren Satire,
vakuumiert und ohne Saft
Wen Papiertiger und Narzissten umkreisen,
wie Motten das Licht,
der gilt als lecker in bedürftigen Kreisen,
und wird zu deren Leibgericht
Wer einlädt zum fröhlichen Entleeren,
von fremder Seelen lästiger Fracht,
der zieht daraus vielleicht erst seine Lehren,
wenn er durch den Gestank erwacht
Text: Bernd Raguse
Photo: pixabay